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Aus dem Editorial der Ausgabe 11/2018:
Im Licht der Wahrnehmung
Wer einmal eine Installation von James Turrell erlebt hat, der weiß, wie grenzenlos Räume wirken können, wenn sie im richtigen Licht erscheinen. Mit den Lichttemperaturen, den Tageszeiten und Wetterbedingungen ändert sich die Wahrnehmung von Architektur. So hat jeder Ort sein eigenes Licht – das verdeutlichen auch die Projekte in dieser Detail-Ausgabe: Das tiefblaue und goldgelbe Sonnenlicht in der Sporthalle auf Ibiza von MCEA Arquitectura hat einen ganz anderen Charakter als die diffuse Helligkeit im Ferienhaus bei Jevnaker von Mork-Ulnes Architects. In beiden Fällen haben die Architekten den Lichtcharakter des Standorts durch die gezielte Materialwahl und Anordnung von Gebäudeöffnungen zur Geltung gebracht.
Völlig unvermittelt treffen Innen- und Außenraum bei dem Glaspavillon im niederländischen Park Vijversburg aufeinander. Mit den stützenfreien, tragenden Glasfassaden schufen Studio Maks und Junya Ishigami dort maximale Transparenz und ein Vexierspiel der Spiegelungen und Durchblicke. Sehr viel introvertierter präsentiert sich das Maggie’s Centre Barts von Steven Holl und jmarchitects in der Londoner Innenstadt. Seine transluzente Glashülle taucht die Räume in helles, diffuses Licht, erlaubt aber kaum Blicke ins Freie.
Gerade in Großstädten wird die Helligkeit rund um die Uhr zunehmend zur Belastung für Mensch und Natur. Auswege aus diesem Dilemma können urbane Lichtmasterpläne weisen. Worauf es dabei ankommt, erläutert Roger Narboni im Gespräch mit Anneke Bokern in dieser Ausgabe. In ihrem Technikbeitrag erklären Mathias Wambsganß und Johannes Zauner, wie Licht und Dunkelheit unsere Gesundheit beeinflussen. Ihr Fazit: In einer gesundheitsorientierten Lichtplanung müssen der Faktor Zeit und die Art der Lichtquelle deutlich stärker berücksichtigt werden als bisher.
Mit urbanen Nutzungsmischungen befasst sich diesmal unser Detail green Special. Zwei sehr unterschiedliche Neubauten von David Chipperfield Architects und Dominique Coulon & Associés zeigen, dass Architektur mehr leisten kann als monofunktionale Raumprogramme.
Sandra Hofmeister, Jakob Schoof